Jay Moon – Der unsterbliche Tag
Inhalt:
Die Streaming-Show »Immortal Contest« bietet die Summe demjenigen an, der sich an seinem unsterblichen Tag am spektakulärsten in den Tod stürzt. Eigentlich leicht – denn der unsterbliche Tag ist das eine Datum im Leben eines jeden Menschen, an dem er nicht sterben kann, egal wie schwer er sich verletzt. Doch der Tag hat nur 24 Stunden und manche Situationen sind auch als Unsterblicher schwer zu überleben …
Fiebere mit den zehn Kandidaten mit – wer gewinnt den »Eurovision«-Selbstmord-Contest und kassiert am Schluss eine Million Dollar?
Mein Eindruck:
Science-Fiction ist nicht unbedingt das Genre, welches ich regelmäßig lese. Das Konzept an einem Tag Deines Lebens unsterblich zu sein, erschien mir jedoch äußerst interessant, besonders wenn dadurch ein Wettbewerb entsteht, bei dem sich die Teilnehmer in der Art zu überleben übertrumpfen und die abgefahrensten Ideen entstehen. Da ist der Kampf mit einem Krokodil oder der Sprung von einem Hochhaus noch harmlos. Die Buchreihe geht über 4 Episoden, da es sich nur um einen Tag und einen Wettbewerb handelt, das Buch immer mittendrin abbricht, liest man die komplette Reihe aus Neugier an einem Stück – so ging es mir zumindest. Ja, es war interessant, die Idee neuartig und faszinierend (Du sitzt im Rollstuhl, schlägst Dir an Deinem unsterblichen Tag die Beine ab und regenerierst dann wieder vollständig, tadaaa: Rollstuhl überflüssig oder Du lässt Dir Organe entnehmen, um andere Menschen zu retten, da diese direkt wieder nachwachsen), mehr jedoch auch nicht. Gute Unterhaltung, solide 3 Sterne. Das Ende hat mir jedoch nicht so richtig zugesagt.
Heidi Benneckenstein – Ein deutsches Mädchen
Inhalt:
Wer so tief im braunen Sumpf steckt, schafft es nicht über Nacht hinaus.
Heidi wächst in der alles umfassenden Ideologie einer Nazi-Familie heran, in militanten Jugendgruppen und Kameradschaften. Mit Drill, Schlägen und Belohnung wird sie auf ein Leben im rechten Hass-Milieu vorbereitet. Mit zwanzig findet sie den Mut auszusteigen. Hier blickt sie noch einmal in die Abgründe dieser Parallelwelt.
Deutschland, Ende der 1990er, ein idyllisches Dorf bei München. In Heidis Familie ist die Zeit stehen geblieben. Als kleines Mädchen wird sie in konspirative Ferienlager der »Heimattreuen Deutschen Jugend« geschickt, wo schon für die Kleinen paramilitärischer Drill auf dem Programm steht. Dort lernt sie auch, das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 in Holz zu sägen. Mit fünfzehn nimmt Heidi an rechten Aufmärschen teil, hetzt gegen Ausländer und prügelt auf einen Fotografen der »Lügenpresse« ein. Heidis Welt bekommt erste Risse, als sie Flex kennenlernt, einen nicht mehr restlos überzeugten Liedermacher aus der rechten Szene. Mit zwanzig vollzieht sie die komplette Kehrtwende, bricht den Kontakt zu ihrer Familie ab, taucht unter, lässt die Welt der alles umfassenden Nazi-Ideologie hinter sich und durchläuft ein Aussteiger-Programm. Dies ist die Geschichte ihrer zwei Leben.
Mein Eindruck:
Wenn Kinder in eine durch und durch rechte Familie geboren werden und somit eine völkische Erziehung erfahren, haben sie kaum eine Chance, sich dem rechten Gedankengut zu entziehen. Anders die Autorin des Buches, die über ihre Kindheit und Jugend als Neonazi berichtet, aber auch über den Ausstieg, den Umdenkprozess, der stattgefunden hat, sowie ihren jetzigen Blick auf die Dinge. Erschreckend, was dieses Mädchen an Manipulation erlebt hat und dadurch noch bewundernswerter, welchen Weg sie für sich eingeschlagen hat und gegangen ist. Allein ein solches Buch zu schreiben erfordert Mut und ist doch so wichtig, um Augen zu Öffnen und sich Gehör zu verschaffen zu einem leider immer noch und heutzutage gerade wieder besonders pressierendem Thema. Guter Tatsachenbericht, jedoch nicht so richtig fesselnd erzählt.
Lucy Aster – Gott hat auch mal ´nen schlechten Tag
Inhalt:
Der TV-Moderator Jacob Chrissen führt ein Leben in Saus und Braus – bis er bei einem Helikopterabsturz seine Frau und seinen Sohn verliert. Dass er selbst nahezu unversehrt davonkommt, grenzt an ein Wunder. Doch Jacob sieht keinen Sinn mehr im Leben, und von Wundern hält er auch nicht viel.
Die achtjährige Lupi dagegen könnte dringend ein Wunder gebrauchen. Als sie Jacob trifft, steht für sie fest: Dieser Mann muss Gott persönlich sein! Wer sonst überlebt einen Sturz vom Himmel? Und so ist Lupi wild entschlossen, Jacob zu zeigen, dass das Leben schön ist – und die Welt ihn noch braucht.
Mein Eindruck:
Ein wahrlich zauberhaftes Buch! Wer die kleine Lupi nicht ins Herz schließt, der hat anstelle dieses Organs vermutlich einen Stein. Mit ihrem Charme, Witz und Ihrer Intelligenz wickelt sie nicht nur Jacob, sondern auch den Leser um den Finger. Was anfangs als Rettungsaktion für Jacob gedacht war, entpuppt sich als viel mehr. Denn Lupi ist nicht ohne Grund ein in allen Belangen außergewöhnliches Kind. Ihre Familiensituation ist prekär und Zeit zum Kindbleiben hatte sie nicht. So entwickelt sich zwischen ihr und Jacob eine tiefe Freundschaft, durch die beide voneinander lernen und profitieren. Dabei ist die Geschichte bestickt mit Kalendersprüchen und Weisheiten, die den Nagel jedoch auf den Kopf treffen! Auch der Leser kann sich von der 8-Jährigen noch einiges abgucken. Ein Buch, mit Mehrwert, welches ans Herz geht. Tolle Geschichte!
Iris Wolff – Die Unschärfe der Welt
Inhalt:
Hätten Florentine und Hannes den beiden jungen Reisenden auch dann ihre Tür geöffnet, wenn sie geahnt hätten, welche Rolle der Besuch aus der DDR im Leben der Banater Familie noch spielen wird? Hätte Samuel seinem besten Freund Oz auch dann rückhaltlos beigestanden, wenn er das Ausmaß seiner Entscheidung überblickt hätte? In »Die Unschärfe der Welt« verbinden sich die Lebenswege von sieben Personen, sieben Wahlverwandten, die sich trotz Schicksalsschlägen und räumlichen Distanzen unaufhörlich aufeinander zubewegen. So entsteht vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Ostblocks und der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts ein großer Roman über Freundschaft und das, was wir bereit sind, für das Glück eines anderen aufzugeben. Kunstvoll und höchst präzise lotet Iris Wolff die Möglichkeiten und Grenzen von Sprache und Erinnerung aus – und von jenen Bildern, die sich andere von uns machen.
Mein Eindruck:
Eines der seltenen Bücher, in die ich einfach nicht richtig reingekommen bin. Viele verschiedene Namen, über die ich immer erst wieder nachdenken musste: wer war das noch schnell, in welchem Verhältnis steht er zu den anderen etc. Ich habe auch etwas länger benötigt, um zu verstehen, dass jedes Kapitel einem anderen Charakter des Buches gewidmet ist, die aber alle in der Geschichte zusammenhängen. Man erfährt also die unterschiedlichsten Blickwinkel von allen Protagonisten. Das klingt alles sehr interessant und abwechslungsreich und eben nach einem richtig guten Buch, weil es einfach toll durchdacht ist und eine andere Erzählweise für Abwechslung sorgt. Ich kann also gar nicht wirklich sagen, warum es mich nicht gepackt hat. Ich war schon über die Hälfte der Erzählung hinaus, bis ich irgendwie ein bisschen das Gefühl hatte, im Roman angekommen zu sein. Leider. Vielleicht lag das einfach nur an mir.
Tupoka Ogette – exit RACISM
Inhalt:
Obwohl Rassismus in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft wirkt, ist es nicht leicht, über ihn zu sprechen. Keiner möchte rassistisch sein, und viele Menschen scheuen sich vor dem Begriff. Das Buch begleitet die Leser*innen bei ihrer mitunter ersten Auseinandersetzung mit Rassismus und tut dies ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr werden die Leser*innen auf eine rassismuskritische Reise mitgenommen, in deren Verlauf sie nicht nur konkretes Wissen über die Geschichte des Rassismus und dessen Wirkungsweisen erhalten, sondern auch Unterstützung in der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema.
Mein Eindruck:
Herrje! Da hat der Wecker aber schrill und unangnehm geklingelt, um mich aus dem sogenannten „Happyland“ aufzuwecken! Wer komplett frei von Rassismus ist, der werfe den ersten Stein! Bestimmt denken nun viele empört, dass sie nun wirklich alles andere als Rassisten sind, haben aber im gleichen Atemzug Schwarze schon nach ihrer „echten“ Herkunft gefragt, die krausen Haare bewundert oder ähnliches. Das Buch verurteilt nicht, es klärt auf. Denn es nimmt uns mit auf eine Reise zu den Grundfesten des Rassismus. Nie war mir bewusst, wie sehr wir damit aufwachsen, wie es uns seit Jahrhunderten eingetrichtert wird, dass wir Weißen vermeintlich normal oder besser sind. Nie war mir bewusst mit welchen Problemen Schwarze tagtäglich zu kämpfen haben. Fakt ist, wir können nichts dafür privilegiert zu sein. Genauso wenig können People of Color aber für ihre Hautfarbe. Man sollte mindestens verlangen dürfen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und vor allem immer wieder zuzuhören und ernst zu nehmen, sich selbst und seine Gedanken abzuwägen und zu reflektieren.. Das Buch ist nicht lediglich als lesbares Medium gedacht, viel mehr lädt es zum aktiven Mitmachen ein. Mit Gedankenspielen, weiterführenden Links zu YouTube, Erfahrungsberichten und Entwicklungsbeschreibungen anderer lädt es zum Aktivsein ein. Ich denke, das Buch sollte Schullektüre werden. Ich würde das stark befürworten. Mit dem Buch ist man nicht automatisch vom Rassismus geheilt, es setzt viel mehr einen Gedankenprozess in Gang, der den Leser auf eine lange Reise schickt. Denn von Geburt an Aufdiktiertes kann man leider so schnell nicht ablegen. Aber daran zu arbeiten, den Mund nicht zu halten, andere in den Dialog bringen, für Meinungen einstehen, all das sind erste Schritte auf dem richtigen Weg. Rassismus ist nicht nur aktuell ein Thema, das ist es seit Jahrhunderten, leider und es wird auch nicht wie eine Modeerscheinung wieder verschwinden. Jeder einzelne sollte an sich und seinem Umfeld arbeiten, damit die Generationen nach uns endlich in die richtige Richtung gehen und der Mensch irgendwann wirklich als das gesehen wird, was er ist: Eine Spezies, vollkommen gleich!
Karine Tuil – Menschliche Dinge
Inhalt:
Die Farels sind schön und reich, haben Einfluss und Macht: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement. Ihr Sohn Alexandre, gutaussehend, sportlich, eloquent, studiert an einer Elite-Uni. Eine Familie wie aus dem Bilderbuch, könnte man meinen. Doch eines Morgens steht die Polizei bei den Farels vor der Tür, eine junge Frau hat Anzeige wegen Vergewaltigung erstattet. Die glanzvolle gesellschaftliche Fassade zeigt gefährliche Risse.
Mein Eindruck:
Das Buch bringt etwas im Leser in Bewegung, man kann es schnell durchlesen (was durch den guten Schreibstil auch leicht gelingt), doch auch wenn man es zur Seite legt, hallt es nach. Die Autorin legt eine sehr spitze, aber absolut passende Gesellschaftskritik an den Tag. Sie zeichnet ein Porträt der Menschheit, welches zeigt, in welche Richtung wir uns entwickeln. Mit Feminismus, Vergewaltigung, Machtgehabe und der immerwährenden Sehnsucht nach Liebe trifft sie den richtigen Ton und den Nerv der Zeit. Die Protagonisten führen ein scheinbar perfektes Leben, doch hinter der Fassade sind sie bestimmt von Ängsten, Leistungsdruck, Selbstzweifeln und Sehnsüchten. Menschliche Werte scheinen abhanden gekommen zu sein. Ändert die nächste Generation etwas daran oder entwickelt sie sich weiter dahingehend, eine Gesellschaft voller einsamer und unverstandenerer Indididuen zu bilden, die sich lediglich über ihren Erfolg definieren? Das Erschreckende für den Leser ist wohl die Erkenntnis, dass wir uns mitten in dieser Entwicklung befinden, was durch die Aktualität mit Nennungen der #metoo-Kampagne, Trump als Präsidenten und der Definition seiner Selbst durch Social Media oder beruflichen Erfolg nochmal verstärkt wird. Ganz starkes Stück über die Abgründe der aktuellen Generationen, mitten aus dem Leben gegriffen und absolut am Puls der Zeit.
Libby Page – Im Freibad
Inhalt:
Rosemary hat ihr ganzes Leben in Brixton verbracht. Jetzt ändert sich alles, was ihr vertraut ist. Die Bücherei, in der sie gearbeitet hat, schließt. Aus dem Gemüseladen ist eine hippe Bar geworden. Ihr geliebter Mann George ist gestorben. Und das Freibad, in dem sie seit über 60 Jahren jeden Morgen schwimmt, soll Eigentumswohnungen weichen.
Kate fühlt sich einsam in London. Als sie über Rosemarys Freibad für die Zeitung schreiben soll, öffnet sich ihr eine neue Welt. Kate zeigt sich nicht gerne im Badeanzug, aber mit Rosemarys Hilfe überwindet sie ihre Schüchternheit. Kate und Rosemary werden Freundinnen und beschließen, gemeinsam das Freibad zu retten. Denn der Pool ist mehr als ein Ort zum Schwimmen – er ist das Herz der Nachbarschaft.
Mein Eindruck:
Ist dieses Buch so zauberhaft. Dreh- Und Angelpunkt stellt ein Freibad da, welches nach Jahrzehnten geschlossen werden soll. Das schlägt Kate auf den Plan, die als Reporterin darüber berichten möchte und dabei Rosemary kennenlernt, die bereits ihr ganzes Leben dort verbringt und alle wichtigen Eckpunkte ihres Lebens mit dem Schwimmbad verbindet. Dabei erfährt man von der unglaublichen Liebe zwischen ihr und ihrem Mann, sowie diverser Ängste von Kate, doch beide Frauen freunden sich an und werden füreinander im Kampf gegen die Schließung des Bades unverzichtbar. Dabei passiert menschlich so viel zwischen Ihnen, Ihren Freunden und Bekannten. Kate durchlebt eine unglaublich positive Entwicklung und generell hinterlässt dieser Roman wärmende, fröhliche und herzliche Gefühle. Da lacht das Gemüt und hinterlässt einen beseelten Leser.
Mit Interesse habe ich deine Buchvorschläge gelesen. Das deutsche Mädchen wäre ein Buch das ich sofort lesen würde. Danke für die detaillierte Buchrezension. Ganz lieber Gruß an Dich 🍀.
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Es freut mich ungemein, wenn ich jemanden damit inspirieren kann. Das ist toll – danke!
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