Bücherliste August

Juli Zeh – Unterleuten

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Inhalt:

Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf „Unterleuten“ irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick darauf wirft, ist bezaubert von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtige aus Berlin gerne kaufen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Kein Wunder, dass schon wenige Tage später im Dorf die Hölle los ist …
Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit geschrieben, der hochspannend wie ein Thriller ist. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und am Ende trotzdem Schreckliches passiert?

Mein Eindruck:

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gefallen. Es karikiert die Gesellschaft auf gelungene Weise und hält den Spiegel vor. Das alles passiert auf dem Schauplatz des Dorfes Unterleuten. Jeder Dorfbewohner hat dabei seine Geschichte, die schlussendlich auch alle miteinander verwoben sind, eben so, wie im echten Leben. In jeder Gruppe findet man die unterschiedlichen, gezeichneten Charaktere, dieses Phänomen findet man im Freundeskreis, in der Dorfgemeinschaft, im Verein, an der Arbeit – eben überall dort, wo eine Gruppe von Menschen zusammen kommt. Die satirische und teilweise etwas überzogene Art des Buches charakterisiert diese unterschiedlichen Typen auf eine kritische, manchmal auch humorvolle Weise und ist auch gelungen. Jetzt kommt das aber: Aber es ist mir teilweise einfach zu detailliert, zumal man so viele Menschen kennenlernt, dass es nicht ganz so leicht fällt, anfangs alle Namen und deren Geschichten und Verknüpfungen auseinander zu halten. Die Hälfte des Buches mit ein wenig oberflächlicherer Beschreibung wäre für mich lesbarer gewesen.

 

Berit Glanz – Pixeltänzer

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Inhalt:

Elisabeth, von allen nur Beta genannt, arbeitet in einem Startup: Ihr Alltag wird von Pitches und Teambuilding-Maßnahmen bestimmt; in ihrer spärlichen Freizeit entwickelt sie Tiermodelle am 3D-Drucker und probiert sich durch die Berliner Eisdielen. Als ein Fremder unter dem seltsamen Alias Toboggan sie über eine App kontaktiert, ändert sich ihr Leben. Sein Profilbild weckt ihre Neugier, doch anstelle einer Antwort schickt er sie auf virtuelle Spurensuche.
Sie führt Beta zu der Geschichte des Künstlerpaars Lavinia und Walter, das in den Zwanzigerjahren in grotesken Ganzkörpermasken Tanztheater aufführte und mit bürgerlichen Konventionen brach. Statt der erhofften Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen kommt es zur Tragödie, als Lavinia zur Waffe greift. Doch je mehr Beta von den beiden erfährt, sich in ihre Hingabe an die Kunst hineinversetzt und mögliche Auswege auslotet, umso stärker wird die Sehnsucht, aus ihrem eigenen oberflächlichen Dasein auszubrechen. Eine Reise nach Barcelona bietet ihr und ihrem Team die ungeahnte Möglichkeit, Technik ins Absurde oder doch in Kunst zu verwandeln – und Beta ergreift ihre Chance.

Mein Eindruck:

Ich kann nicht sagen, was ich von dem Buch erwartet hatte, jedoch nicht das. Ich mochte wirklich alles an dem Buch, die Art, wie es geschrieben ist, die Einleitung der Kapitel, die unterschiedliche Begriffe aus dem EDV-Bereich erklären, die Geschichte von Beta an sich, mit der verrückten „Weck-App“, die zu einer Parallelgeschichte in der Vergangenheit wird und zusätzlich noch die Teilnahme an einem Wettbewerb, die auch ganz anders läuft, als geplant. Das Buch beschreibt die heutige junge Generation gekonnt mit all ihren Gedanken und Eigenarten, die nicht zuletzt durch die fortschreitende Technologie geprägt sind. Wir finden in diesem Buch einen wundervollen Querschnitt durch eine Generation, die teilweise gelähmt ihr Leben lebt, gerne ausbrechen würde und doch einfach weitermacht wie bisher. Zu viele Möglichkeiten, zu viele technische Helfer sorgen für Passivität. Was zusätzlich noch etwas ganz besonderes bei diesem Buch ist, ist die interaktive Seite, da man die Recherche im Netz von Beta selbst im Internet nachvollziehen kann und sich so noch lebendiger mit dem Buch verknüpft fühlt. Eine Schnitzeljagd der anderen Art, welche mir wirkliches Lesevergnügen bereitet hat.

 

Marc-Uwe Kling – QualityLand

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Inhalt:

Willkommen in QualityLand, in einer nicht allzu fernen Zukunft: Alles läuft rund – Arbeit, Freizeit und Beziehungen sind von Algorithmen optimiert. Trotzdem beschleicht den Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser immer mehr das Gefühl, dass mit seinem Leben etwas nicht stimmt. Wenn das System wirklich so perfekt ist, warum gibt es dann Drohnen, die an Flugangst leiden, oder Kampfroboter mit posttraumatischer Belastungsstörung? Warum werden die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller? Marc-Uwe Kling hat die Verheißungen und das Unbehagen der digitalen Gegenwart zu einer verblüffenden Zukunftssatire verdichtet, die lange nachwirkt. Visionär, hintergründig – und so komisch wie die Känguru-Trilogie.

Mein Eindruck:

Was „The Circle“ für mich nur halbseiden geschafft hat, gelingt Marc-Uwe Kling hier meisterlich! Ein Roman, er uns in überspitzer Manier aufzeigt, wohin sich unsere Gesellschaft entwickelt. Technik, soziale Medien, künstliche Intelligenzen, die sowohl Fluch, als auch Segen sind werden in eine neue Gesellschaftsform gepresst, die den Leser zwar amüsiert und lachen lässt, bei der aber auch das ein oder andere Lachen im Hals stecken bleibt, weil es doch so realistisch ist und man sich dabei ertappt, dass manches beinahe in der Gegenwart schon so ist oder man zumindest erkennen kann, dass es sich ganz deutlich dorthin entwickeln könnte. Ich bin schwer beeindruckt, wie der Autor den Humor und diese scharfe Gesellschaftskritik unter einen Hut bekommt. Absolute Leseempfehlung!

 

Vincent Kliesch – Auris

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Inhalt:

Sie ist jung. Sie glaubt an die Wahrheit. Ein tödlicher Fehler?
Rasant und ungewöhnlich: Thriller-Spannung aus der Zusammenarbeit zweier Bestseller-Autoren! Vincent Kliesch schrieb diesen Roman nach einer Idee von Sebastian Fitzek.
Die kleinste Abweichung im Klang einer Stimme genügt dem berühmten forensischen Phonetiker Matthias Hegel, um Wahrheit von Lüge zu unterscheiden. Zahlreiche Kriminelle konnten mit seiner Hilfe bereits überführt werden. Hat der Berliner Forensiker nun selbst gelogen? Allzu freimütig scheint sein Geständnis, eine Obdachlose in einem heftigen Streit ermordet zu haben. Die True-Crime-Podcasterin Jula Ansorge, darauf spezialisiert, unschuldig Verurteilte zu rehabilitieren, will unbedingt die Wahrheit herausfinden. Doch als sie zu tief in Hegels Fall gräbt, bringt sie nicht nur sich selbst in größte Gefahr …

Mein Eindruck:

Ich habe erst verstanden, dass das Buch. nicht aus der Feder von Fitzen stammt, als ich es bereits in den Händen hielt, jedoch merkt man es beim Lesen nicht wirklich. Denn auch hier hält man einen spannenden Thriller in den Händen, der mit Überraschungselementen glänzt. Mir war jedoch nicht bewusst, dass es sich um den Auftakt einer ganzen Reihe handelt und daher nicht in sich geschlossen ist, was wohl daraufhin hinaus läuft, dass ich auch den nächsten Teil kaufen muss. Denn es ist flüssig geschrieben, ich konnte es gut lesen, mir gefiel die Geschichte und die unvorhersehbaren Wirrungen. Kliesch hat die Idee von Fitzek klasse umgesetzt und muss sich nicht vor ihm verstecken.

 

Karin Slaughter – Pretty Girls

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Inhalt:

SAG‘ MIR, WER DU WIRKLICH BIST…
Nach einer Party kehrt die 19-jährige Julia nicht nach Hause zurück. Die Ermittlungen laufen ins Leere. Eine Leiche wird nie gefunden. 24 Jahre später erschüttert eine Mordserie den Bundesstaat Georgia. Die frisch verwitwete Claire ist vollkommen verstört, als sie im Nachlass ihres verstorbenen Mannes Filmmaterial findet, in dem Menschen auf grausame Weise ermordet werden. Eines der Opfer glaubt sie zu erkennen. Doch was hatte ihr Mann damit zu tun?
Claire begibt sich auf eine lebensgefährliche Spurensuche, die sie immer dichter an den eigenen Abgrund führt.

Mein Eindruck:

In diesem Roman ist tatsächlich alles anders, als es anfangs scheint. Eine Frau verliert ihren Ehemann und kommt daraufhin seinem geheimen Leben auf die Spur, der Mann, den sie liebte und mit dem sie ihr Leben verbrachte war ein ganz anderer, als sie dachte. Ein Buch voller Spannung, Aha-Effekte und Grausamkeiten. Mit der Ehefrau und ihrer Familie möchte wirklich niemand tauschen. Schlimmer kann einem der Boden wohl nicht unter den Füßen weg gezogen werden.

 

Heather Morris – Der Tätowierer von Auschwitz

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Inhalt:

1942 wurde Lale Sokolov nach Auschwitz deportiert. Seine Aufgabe war es, Häftlingsnummern auf die Unterarme seiner Mitgefangenen zu tätowieren, jene Nummern, die später zu den eindringlichsten Mahnungen gegen das Vergessen gehören würden. Er nutzte seine besondere Rolle und kämpfte gegen die Unmenschlichkeit des Lagers, vielen rettete er das Leben. Dann eines Tages tätowierte er den Arm eines jungen Mädchens – und verliebte sich auf den ersten Blick in Gita. Eine Liebesgeschichte begann, an deren Ende das Unglaubliche wahr werden sollte: Sie überlebten beide.

Mein Eindruck:

Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, treffen mich generell immer. Wenn diese Geschichte auch noch im 2. Weltkrieg stattfindet und im Konzentrationslager spielt, dann ist Betroffenheit vorprogrammiert. Trotz der widrigen Umstände findet der Lale seine große Liebe und tut alles, um ihr und sein Überleben zu sichern. Durch seine Sprachenfertigkeit, genaue und gute Arbeit sowie ein großes Quäntchen Glück wird er der Tätowierer von Auschwitz und Buchenwald und erlangt dadurch gewisse Vorteile, die er durchs seine Großherzigkeit und Nächstenliebe verstärkt. So schafft er es durch gefährliche Handel seine Mithäftlinge mit zusätzlichen Essensrationen am Leben zu erhalten. Die Geschichte geht ans Herz, die große Liebe zwischen Nele und Gita gibt den beiden Kraft, den furchtbaren Alltag im Konzentrationslager über 3 Jahre zu überleben und den Glauben an Mut und Menschlichkeit nie zu verlieren.

 

Lori Nelson Spielman – Morgen kommt ein neuer Himmel

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Inhalt:

Als Brett 14 Jahre alt war, hatte sie noch große Pläne für ihr Leben, festgehalten auf einer Liste mit Lebenszielen. Heute, mit 34 Jahren, ist die Liste vergessen und Brett mit dem zufrieden, was sie hat: einen Freund, einen Job, eine schicke Wohnung.
Doch als ihre Mutter Elizabeth stirbt, taucht die Liste wieder auf: Aus dem Mülleimer gefischt, hat ihre Mutter die Liste aufgehoben, und deren Erfüllung zur Bedingung gemacht, damit Brett ihr Erbe erhält – und zwar innerhalb von 12 Monaten.
Aber Brett ist nicht mehr das Mädchen von damals. Ein Baby bekommen? Das hat sie schon lange ad acta gelegt. Ein Pferd kaufen? In ihrer Wohnung sind nicht mal Haustiere erlaubt. Eine gute Beziehung zu ihrem Vater aufbauen? Ha – der ist seit sieben Jahren tot. Sich verlieben? Die einzig wahre, große Liebe gibt es doch nur im Film.
Um sie bei der Erfüllung ihrer Ziele zu unterstützen, hat ihre Mutter Brett mehrere Briefe hinterlassen. Wütend, enttäuscht und verletzt liest Brett den ersten Brief – und ist überwältigt von der liebevollen und fürsorglichen Nachricht ihrer Mutter, die gespürt hat, dass Brett in ihrem Leben nicht glücklich ist. Die Briefe ihrer Mutter rufen Brett dazu auf, ihre Träume nicht aufzugeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen – denn nur sie selbst kann es ändern …
Kann Elizabeth ihrer Tochter dabei helfen, sich selbst wiederzufinden?

Mein Eindruck:

Die ersten Seiten des Buches haben mich sehr bewegt, da das Verhältnis von Brett und ihrer Mutter mich sehr an meine eigene Mama erinnert hat. Doch Bretts Mutter ist gerade gestorben und hinterlässt ihrer Tochter eine Mammutaufgabe. Sie soll innerhalb eines Jahres eine Liste mit Lebenszielen abarbeiten, die Brett selbst mit 14 verfasst hat. Eine schöne, wenn auch teilweise vorhersehbare Geschichte, die ein einfaches Lesevergnügen für Zwischendurch bereitet. Ich muss dennoch einen Minuspunkt beschreiben, der mir immer mal wieder in solchen „Gefühlsromanen“ begegnet und mich auch jedes Mal aufs neue ärgert. So oft werden die Protagonistinnen von Liebesromanen als unglaublich naiv dargestellt. Die Gedankengänge bringen mich dazu, dass ich am liebsten ins Buch rein springen würde, um sie zu schütteln. Ich bin niemand, dem „Emanzipation olé“ auf der Stirn steht, doch für Bücher würde ich mir das ganz klar wünschen. Wo sind die starken, autarken Damen, die nicht in Selbstmitleid oder -zweifel ertrinken?

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