„Ein Minus an Geduld führt unweigerlich zu einem Plus an Ärgernissen“
Ich bin aktiv in einem Karnevalsverein tätig. Der Verein unterstützt uns in Kostenfragen, wo es nur geht. Einen Teil unseres Kostüms müssen wir jedoch selbst bezahlen. So z.B. auch unseren Gardegut, der mit seinen empfindlichen Federn keinesfalls nass werden sollte. Deshalb sieht man auch oft Gardemädchen mit diesen durchsichtigen Plastik-Überziehern auf dem Kopf umherlaufen. Ich habe meist eine solche Tüte einstecken, falls es mal zu Regen kommen sollte. Doch diesen einen Sonntag war alles anders.
Ich verließ das Haus bei beinahe wolkenlosem Himmel. Ich war bereits komplett angekleidet und ein wenig spät dran. „Ach, heute regnet es nicht, ich gehe schnell los“ – dachte ich so bei mir, wurde jedoch eines besseren belehrt. Als der Bus uns in den Abend entließ, regnete es in Strömen und ich stand vor dem Heimkommen-Problem. Ungeduldig versteckte ich den Hut so gut es ging unter meiner Jacke und rannte so schnell ich konnte los Richtung Heimat. Weit gekommen bin ich jedoch nicht. Dafür bin ich würdevoll über meine eigenen Füße gestolpert (der Regen und die äußerst ausgeprägte Sohle der Gardestiefel taten wohl ihr Bestes) und habe mich so lang ich bin (immerhin 175 cm) auf den Boden gelegt.
Um den peinlichen Moment möglichst kurz zu halten, sprang ich wie von der Tarantel gestochen wieder auf und rannte weiter. Erst da traute ich mich, nach unten zu schauen und sah das Ausmaß des Sturzes. Die Strumpfhose war zerfetzt, Hautlappen hingen an den Rändern herunter. Die Hände konnten den Hut kaum noch richtig halten ohne ihn mit Blut zu beschmieren. Laut vor mich hinfluchend, rannte ich dem Regen davon.
Nachdem ich zuhause alle Wunden ausgewaschen und verbunden hatte, lies das Adrenalin im Körper nach und der Schmerz kam an die Oberfläche. Ich lenkte mich ab, indem ich Tatort schaute, schlief dabei jedoch ein. Als ich wieder aufwachte und in mein Bettchen verschwinden wollte, merkte ich einen fremden Schmerz in der Seite, dachte jedoch, ich habe mich beim Sofaschlaf verlegen. Erst am nächsten Tag merkte ich, dass da mehr sein musste. Nach einem halb absolviertem Arbeitstag suchte ich den Arzt auf und bekam bestätigt, dass ich mir die Rippen angeknackst oder gebrochen hatte (was ich nicht alles per pedes schaffe). Mit der fröhlichen Botschaft, nun circa 3 Monate mit Schmerzen beschäftigt zu sein, trottete ich nach Hause. Die Schmerzen wurden in den ersten anderthalb Wochen stetig stärker. Juchuuuu!
Die Fastnacht ist für mich dieses Jahr weitestgehend „gelaufen“ (haha). Dennoch versuche ich das Positive zu sehen und bin dankbar, dass es mir nicht während des Sommers passiert ist. Nun verbringe ich meine Freizeit eben mit lesen, liegen, Serien schauen… Und sorge so gleichzeitig mit der fehlenden Bewegung und dem fleißigen Futtern für eine Sicherheits-Fettschicht um mein Knochengerüst bei weiteren Stürzen zu schützen.
Hätte ich Ruhe bewahrt, wäre geduldig mit der Schutztüte los oder eben nicht wie gestört gerannt, könnte ich mich gerade auch anständig ohne Schmerzen bewegen und feiern, aber diese Erkenntnis ist im Nachhinein eben zu spät.
Immerhin: Irgendwie habe ich es auch geschafft, nur meine Jacke und nicht meine Uniform vollzubluten. Und das wichtigste: Dem 120 €-Hut ist nichts passiert! Yeah!
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