Rachel Joyce – Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte
Inhalt:
Zwei Sekunden können das ganze Leben verändern. Niemand hat das Mädchen mit dem roten Fahrrad gesehen. Nur der elfjährige Byron, der mit seiner Mutter im Wagen sitzt, als der Unfall im dichten Nebel geschieht. Byron weiß sofort: Er darf keinem etwas davon erzählen. Doch in nur zwei Sekunden ist die ganze Welt aus den Fugen geraten – und es wird mehr als ein halbes Leben dauern, bis sie wieder in den Takt kommt.
Mit ihrer zarten, glasklaren Sprache zieht uns Rachel Joyce ins Herz der Zeit und erzählt von einem ewigen Sommer, vierzig kurzen Jahren und zwei lebenslangen Sekunden.
Mein Eindruck:
Mir fällt es relativ schwer, hier eine Rezension zu verfassen. Ich mochte das Buch, jedoch hatte es eine sehr bedrückende Stimmung. Ein kleiner Moment im Leben eines Jungen ändert nicht nur seinen kompletten weiteren Lebensweg sondern auch den seiner Mitmenschen. Es passieren Dinge, die man erstmal nicht erahnt. Es ist zuweilen sehr dramatisch und traurig. Das fängt sich zwar wieder, aber über weite Teile zieht es sich doch mit einer düsteren Stimmung hinweg. Trotzdem ist es toll geschrieben und die Zeitblenden lassen es auch nicht langweilig werden. Ich weiß dennoch nicht, ob ich es bedingungslos weiterempfehlen würde.
Gary Shteyngart – Willkommen in Lake Success
Inhalt:
Eines frühen Morgens entledigt sich Barry Cohen, Master of the Universe, der Fesseln seines allzu perfekten Lebens. Der Sohn eines jüdischen Poolreinigers hat eine traumhafte Karriere gemacht: Seine Hedgefonds spülen ihm Millionen aufs Konto, für ihn zählen nur Status, Ruhm, Prestige und Perfektion. Doch dann kommt der Tag des tiefen Falls: Er begreift, dass sein Sohn niemals in seine Fußstapfen treten wird. Mit nichts als seinen Lieblingsuhren im Gepäck flieht Barry mit einem Greyhound-Bus aus New York. Sein irrwitziger Plan: nach zwanzig Jahren seine College-Liebe Layla in El Paso zu treffen. Ob er mit ihr das echtere Leben von damals wieder aufnehmen kann?
Mein Eindruck:
Vorweg muss ich sagen, dass es wohl ein wirklich Gutes Buch über „The American Way of Life“ ist, was mich jedoch nicht wirklich fesseln konnte. Daran ist aber vermutlich nicht das Buch Schuld, sondern meine persönliche Einstellung gegenüber Wirtschaft, Geldgeschäfte und Politik in Büchern. Mit diesen Themen gibt es wohl nur vereinzelte Fälle, die mich begeistern können – dieses Buch war da leider nicht dabei. Ich hatte laut Klappentext wohl einfach etwas anderes erwartet. Dennoch kam ich gut durch und fand es auch nicht schlecht. Mir sind die Protagonisten nur ein wenig zu naiv, zu unsympathisch und alles scheint ein wenig weit hergeholt. Dennoch ist es interessant Barry auf seiner Reise durch Amerika zu begleiten und seine „typisch amerikanischen“ Gedanken und Attitüden zu beobachten. Besonders gefallen hat mir dabei, dass das Buch zwischen den Sichtweisen von Berry und seiner Frau gewechselt hat. Diese unterschiedlichen Erzählweisen mochte ich sehr.
Gail Honeyman – Ich, Eleanor Oliphant
Inhalt:
Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf Dauer unerträglich einsam. Erst als sie sich verliebt, wagt sie sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus – und lernt dabei nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst noch einmal neu kennen.
Mein Eindruck:
Welch wunderschönes, herrlich herzliches, lustiges und emphatisches Buch! Ich habe mich ganz in die Geschichte von Eleanor verliebt. Sie hatte es nicht leicht im Leben, ihr fehlt das Talent richtig mit Menschen umzugehen und im Leben zu stehen, doch dennoch meistert sie ihren Alltag. Bis eines Tages ihr Leben eine unverhoffte Wendung nimmt und sie nach und nach lernt, was Mitmenschlich- und Zwischenmenschlichkeit bedeutet. Es ist so herrlich erfrischend und lustig geschrieben, dass man die Protagonistin einfach lieben muss. Ganz tolle Story, perfekt umgesetzt!
Mathias Aicher – Helltal
Inhalt:
Der Ex-Cop und Privatdetektiv Mike Madsen bekommt überraschend Besuch von seinem alten Freund Stefan Sindelar, mit dem er zusammen in einem 2000-Seelen-Dorf namens Helltal am westlichen Rand des Pfälzerwaldes aufgewachsen ist. Obwohl die beiden sich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben, bittet Sindelar Madsen um Hilfe: Er wird per Haftbefehl wegen des Mordes an Egon Trautmann, dem neuen Lebenspartner seiner Ex-Frau Claudia – Madsens damaliger großer Liebe –, gesucht. Sindelar bestreitet den Mord und will, dass sein alter Freund den richtigen Mörder findet. Zurück in der Ex-Heimat führt Madsen die Spur des Mörders immer tiefer in seine eigene Vergangenheit. Langsam kommt er einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das er, Sindelar und Claudia seit mehr als dreißig Jahren verdrängt haben. Dieses Geheimnis zerstörte damals die Freundschaft der Dreierbande und Sindelars Ehe. Ist es außerdem der Grund für den Mord an Trautmann? Und welche Rolle spielen Madsens Mutter Bettina und deren beste Freundin Maria, Claudias Mutter? Je näher Madsen dem Mörder kommt, desto mehr beschleicht ihn ein furchtbarer Verdacht.
Mein Eindruck:
Ein Krimi, in dem so einiges drin steckt. Der Protagonist Madsen kommt zurück in sein Heimatdorf und soll dort für seinen des Mordes Verdächtigten Freud aus Jugendtagen einen Mord aufklären, um ihn zu entlasten. Hierbei handelt es sich jedoch nicht nur um einen einfachen Mord, schnell wird klar, dass das ganze Dorf involviert ist, dass alle irgendwelche Motive und Geheimnisse haben und dass auch in der Vergangenheit einiges geschah, was es aufzulösen gibt. So begleitet man Madsen nicht nur im Dorf in der Gegenwart, sondern auch in Zeitsprüngen in der Vergangenheit. So etwas mag ich sehr gerne, besonders weil man häppchenweise an die Wahrheit herangeführt wird und sich zwischendurch seine eigenen Gedanken machen und Schlüsse ziehen kann. Es war wirklich spannend geschrieben, wurde mir persönlich nicht einmal langweilig und war eine gute Leseunterhaltung. Kleine Minuspunkte gab es lediglich dafür, dass die Story in Ihrer Gesamtheit vielleicht ein bisschen weit hergeholt ist (was aber nicht wirklich stört, denn es soll spannend sein und mich unterhalten und das tat es), zudem hatte ich zwischendurch ein wenig Schwierigkeiten die vielen Namen auseinander zu halten und in die richtigen Zusammenhänge zu stecken. An sich eine düstere Geschichte, mit ziemlich abgefuckten Protagonisten, die tut was sie soll: spannend unterhalten!
Rachel Joyce – Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
Inhalt:
»Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben.«
Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle.
Mein Eindruck:
Eine wundervolle Geschichte über einen Mann, der sich auf die Reise macht. Auf die Reise zu einer im Sterben liegenden alten Freundin, jedoch auch zu einer Reise zu sich selbst, zu einer anderen Sicht auf das Leben, dessen Irrungen und Wirrungen, sowie der Personen, die ihn im Leben begleiteten und wichtig waren. Es ist ganz bezaubernd, den Protagonisten dabei zu begleiten, wie er seinem Ziel vor Augen immer näher kommt und was der lange Fußmarsch über 1000 km mit ihm und auch mit seiner zuhause gebliebenen Frau macht. Es ist toll, wie sich die Figuren entwickeln und im Denken verändern. Volle Lesesternchen-Punktzahl!
Barbara Leciejewski – Solange sie tanzen
Inhalt:
Ada Friedberg ist eine alte Dame, die sich von nichts und niemandem unterkriegen lässt, nicht einmal vom plötzlichen Tod ihres über alles geliebten Mannes Hans. Sie vermisst ihn schmerzlich, aber sie muss sich schließlich um ihren Boxer Hemingway kümmern. Der Hund verleiht ihrem Alltag nicht nur Freude, sondern auch Struktur und Orientierung, was dringend nötig ist, denn Ada wird allmählich vergesslich und bringt immer mehr durcheinander.
Doch dann findet sie einen neuen Zeitvertreib, für den sie lediglich ein Fernglas und ihren gemütlichen Platz am Fenster ihres Wohnzimmers benötigt. Von dort aus beobachtet sie die Leute in ihrer Nachbarschaft. Als sie eines Tages beim abendlichen »Fernsehen« in einem alten Haus ein tanzendes Paar entdeckt, erinnert sie dieser Anblick an die erste Zeit ihrer großen Liebe zu Hans. Abend für Abend kehrt sie nun zu den beiden Tänzern zurück. Während die Vergangenheit erwacht, verschwimmt die Gegenwart mehr und mehr, doch das tanzende Paar gibt Ada Halt. Solange sie tanzen…
Mein Eindruck:
Wieder ein Buch über Demenz und dennoch so ganz anders. Wir lernen Ada kennen, als rüstige Dame, die ihren Mann verloren hat, jedoch mit ihrem Hund in ihrer Wohnung ganz gut alleine über die Runden kommt. Jedoch lernen wir durch abwechselnde Zeitsprünge und die Vergangenheit Adas und Hans`Liebesgeschichte kennen, mit all ihren Höhen und Tiefen, jedoch immer mit ganz viel Gefühl. Gleichzeitig merkt man mit Voranschreiten des Buches, wie die Demenz immer mehr Einzug in Adas Leben nimmt, welches sie mit Freunden, Familien und Bekannten jedoch sehr gut meistert. Die Erinnerung an ihre große Liebe Hans ist das einzige, was nie verblasst und sie bis zum Ende begleitet. Und besonders dieses Ende ist so wunderschön beschrieben, dass man nicht mal hier traurig sein muss. Ein ganz zartes, wundervolles Buch, dass zwar die Demenz zum Thema hat, diese aber nicht alleine in den Mittelpunkt stellt. Vielmehr eine Hommage an die ganz große, über den Tod heraus währende Liebe.
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