Bücherliste November

*Werbung aufgrund von Produktnennung, außerdem wurden mir ein paar der Bücher kostenlos zur Verfügung gestellt, was meine Meinung jedoch nicht beeinflusst*

Thomas Raab – Still

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Inhalt:

Jettenbrunn, ein kleines Dorf am Fuße eines Kalvarienberges. In dieses Elysium wird eines der bedauerlichsten und grausamsten Wesen zugleich geboren: ein Junge, der mit dem Makel des sensibelsten Gehörs geschlagen wurde, das es je gab. Jedes Geräusch, jeder Flügelschlag eines Schmetterlings ist für ihn unerträgliche Qual. Also schreit er. Schreit sich den Schmerz aus der Seele. Seine zudringliche Mutter hört es, aber versteht es nicht. Einzig der schalldichte Keller scheint dem Jungen Ruhe zu bringen. So wächst er heran, isoliert, schweigsam. Bis zu jenem unheilvollen Nachmittag am Weiher. Zuerst tötet er seine Mutter, schließlich das halbe Dorf. Dann zieht er halbwüchsig hinaus in die Welt. Ein unheimliches Geschöpf, das sich seinen Opfern lautlos nähert und doch nie findet, wonach es mit aller Macht sucht.

Mein Eindruck:

Anders als bei anderen Romanen lernen wir hier den Mörder nicht erst kennen, als er bereits Morde begeht, sondern begleiten ihn schon von Geburt an. Er selbst, seine Kindheit und sein Leben ist so grotesk, dass man es ihm kaum verübeln kann, dass er tötet. Durch die andere Sichtweise, nämlich den Einblick direkt in seine verquere Seele, erkennt man Beweggründe und Umstände, die dazu führten, dass aus ihm wurde, was er ist: ein Mörder.

 

Alina Bronsky – Baba Dunjas letzte Liebe

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Inhalt:

Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt die tickenden Geigerzähler fürchtet, baut sich die frühere Krankenschwester mit Gleichgesinnten ein neues Leben auf. Die Vögel rufen dort so laut wie nirgends sonst, die Spinnen weben verrückte Netze und manchmal kommt ein Toter auf einen Plausch vorbei. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest und die frühere Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe an ihre Tochter Irina, die Chirurgin bei der deutschen Bundeswehr ist. Doch dann kommt ein Fremder ins Dorf – und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung.

Mein Eindruck:

Wir dürfen den Alltag einer Frau begleiten, die nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl zurück in die Todeszone kehrt, um dort zu leben. Sie ist so sehr mit ihrer Heimat verbunden, dass sie ihre Kinder zurücklässt – ihrem Beispiel folgen weitere Menschen, bis sich wieder ein kleines Dorf um sie versammelt. Wir erleben den Alltag, an dem zwar die Strahlung nicht vorbei geht, der aber dennoch ganz „normal“ ist. Bis sich ein Mann mit Tochter zu der Dorfgemeinschaft gesellt, der für widrige Umstände sorgt. So passiert es, dass das Dorf in eine Extremsituation kommt, in der die Protagonistin Baba Dunja zeigt, welche Stärken sie hat und wie selbstlos sie gestrickt ist. Wir erfahren viel von ihrer sympathischen Art, ihrem vergangenem Leben und wie sie sich entwickelt hat. Ein gutes Buch, für Leser, die gern die Charakteristiken der menschen analysieren und beobachten.

 

Annette Hess – Deutsches Haus

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Inhalt:

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.

Mein Eindruck:

Schon viel hat man vom Nationalsozialismus und der Judenverfolgung gelesen, selten war ein Buch so authentisch wie dieses hier. Der erste Prozess um Auschwitz wird durch die Protagonistin Eva beleuchtet, die diesem als Dolmetscherin beiwohnen muss. Sie wohnt noch bei ihren Eltern und steht kurz vor der Hochzeit. Man erfährt nicht nur von den Kriegsjahren, sondern insbesondere auch von der Zeit danach, dem Verdrängen und Vergessen, hier in den 60er Jahren. Eva hatte bisher keine Berührungspunkte mit der dunklen Geschichte Deutschlands, bis sie durch den Prozess involviert wird, auf einmal Fragen stellt und ein Gedankenprozess in ihr ins Rollen kommt, der nicht nur ihr Leben radikal verändert. Wie gingen die Menschen nach Kriegsende mit ihrer Volksschuld um? Wie war generell die Zeit in den 60ern, als Frauen noch nicht so emanzipiert waren, wie heute? Wie unterschiedlich sind die Auswirkungen auf die Gesellschaft und die nächsten Generationen? Das Zeitgeschehen wird durch unterschiedlichste Augen beleuchtet, alle jedoch sehr sensibel und aufwühlend. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, der eine wächst daran, der andere geht damit unter. Schwere Kost, jedoch mit klarer Leseempfehlung!

 

Julia Shaw – Böse: Die Psychologie unserer Abgründe

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Inhalt:

Von Attentätern wie Anders Breivik oder Psychopathen wie Charles Manson geht eine unheimliche Faszination aus. Doch woher kommt sie? Und warum verdrängen wir so gern das alltäglichere Böse – von den eigenen Gewaltphantasien bis zum Machtmissbrauch im Büro? Kriminalpsychologin und Bestsellerautorin Julia Shaw taucht das Phänomen des Bösen in neues Licht. Sie sucht und findet es nicht nur in den Gehirnen von Massenmördern, sondern in jedem von uns. Mithilfe psychologischer Fallstudien und neuester neurowissenschaftlicher Erkenntnisse erläutert Julia Shaw, wie wir uns mit unserer dunklen Seite versöhnen.

Mein Eindruck:

Ein faszinierendes Buch, welches unterschiedliche Formen der sogenannten „Boshaftigkeit“ thematisiert und dabei interessante, denkanregende Fragen stellt, die man sich so bisher wohl noch nicht gestellt hat. Sollten wir offener auf das Böse zugehen? Hinterfragen, was Mörder zu ihrer Tat antreibt? Und wo wir eventuell nicht ohne Schuld den ersten Stein werfen dürfen? Durch ausgewiesene Fallbeispiele ist das Buch anschaulich geschrieben und sorgt für eine kurzweilige Beleuchtung der Abgründe unserer Spezies.

 

Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Apokryphen

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Inhalt:

Sensation, Sensation: Archäologen haben in einem Geheimfach in Marc-Uwes Schreibtisch neue Geschichten vom Känguru und seinem Kleinkünstler gefunden! Dies ist nicht die Fortsetzung der Fortsetzung der Fortsetzung der Känguru-Chroniken. Triologie bleibt Triologie. Aber ein anständiger Kleinkünstler hat natürlich eine Zugabe vorbereitet.
»Die Känguru-Apokryphen« versammeln zum ersten Mal alle weniger bekannten Eskapaden des dynamischen Duos: Episoden, die zwar nicht im allgemein gültigen Hochkanon der »Känguru-Trilogie« vertreten, aber ebenso witzig sind. Geschichten aus Anthologien, Live-Programmen … und aus besagtem Geheimfach.

Mein Eindruck:

Ich muss sagen, dass ich mit diesem Buch das Pferd sozusagen von hinten sattele, denn es ist tatsächlich das erste Buch, welches ich mit dem Känguru lese. Zumindest weiß ich aber, dass ich die Trilogie der Känguru-Chroniken auf jeden Fall noch nachholen möchte, denn der Schreibstil und die Erzählungen von Marc-Uwe Kling sind lustig, tiefgängig, gesellschaftskritisch und äußerst kurzweilig. Ein wirkliches Vergnügen. Wie konnte das so lange an mir vorbei gehen? Jedoch stehe ich mehr auf zusammenhängende Stories, hier steht jedes Kapitel für sich selbst. Das ist aber auch das einzige Manko, was es dadurch wieder wett macht, dass die einzelnen Kapitel kurz und knackig auf den Punkt bringen, was es zu sagen oder zu lachen gibt. Klasse!

 

Julian Barnes – Vom Ende einer Geschichte

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Inhalt:

Als Adrian Finn in die Klasse von Tony Webster kommt, schließen die beiden Jungen schnell Freundschaft. Sex und Bücher sind die Hauptthemen, mit denen sie sich befassen, und Tony hat das Gefühl, dass Adrian in allem etwas klüger ist als er. Auch später, nach der Schulzeit, bleiben die beiden in Kontakt. Bis die Freundschaft ein jähes Ende findet. Vierzig Jahre später, Tony hat eine Ehe, eine gütliche Trennung und eine Berufskarriere hinter sich, ist er mit sich im Reinen. Doch der Brief eines Anwalts erweckt plötzlich Zweifel an den vermeintlich sicheren Tatsachen der eigenen Biographie. Je mehr Tony erfährt, desto unsicherer scheint das Erlebte und desto unabsehbarer die Konsequenzen für seine Zukunft.

Mein Eindruck:

Das Buch handelt von der Lebensgeschichte Tony Websters, der sein Leben Revue passieren lässt und dabei erkennt, dass nicht immer alles so war, wie es schien oder wie er es sich zurechtdachte. Er muss erkennen, dass seine Erinnerung ihm ab und an einen Streich spielte und das am Ende alles anderes war, als er je gedacht hatte. Das Thema gefiel mir, ist gut geschrieben und an sich auch spannend. Dennoch konnte es mich nicht so richtig packen, war teilweise zu langatmig und zwischendurch wusste ich einfach nicht, wohin die Reise überhaupt gehen sollte. Es hat mich dadurch nicht wirklich abgeholt, weshalb ich 2 Sternchen abziehe.

 

Dany R. Wood – Nur Gisela sang schöner

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Inhalt:

Ach, du heiliger Bimbam! Dorfpolizist Jupp und seine Inge finden die Nachbarin in der Badewanne. Natürlich nackt – trotzdem kein schöner Anblick. Mausetot liegt sie in ihrer Schaumbrühe und für die Kripo ist alles glasklar: die Sängerin aus dem örtlichen Kirchenchor (erste Reihe, Mitte) wollte lieber mit den Engelchen im Himmel trällern -freiwillig! Jupp nebst Gattin tippen jedoch auf Mord, und schnüffeln im Leben der Toten rum. Dabei kommen nachbarschaftliche Abgründe vom Allerfeinsten ans Licht. Und auch privat gibt es düstere Wolken: Inge drangsaliert ihn mit einer Paartherapie um die angeknackste Ehe zu retten. Und Schwiegermutter Käthe leidet unter chronischer Alterssturheit und macht mal wieder, was sie will. Plötzlich fallen weitere Kirchenchorsänger um wie die Orgelpfeifen. Spürnase Jupp ahnt, dass hier etwas mächtig faul ist. Knallhartes Ermitteln bei Familie Backes ist gefragt – aber so was von! Lustig und spannend!

Mein Eindruck:

Eine unterhaltsame Krimi-Parodie, die die Vorurteile und Klischees kleiner Dörfer, deren Polizisten und die dazugehörigen „Provinzler“ auf die Schippe nimmt. Dabei aber in einem angenehmen Stil geschrieben, sodass sich immer wieder neue Ermittlungserfolge auftun, bei denen zum Schluss die ganze Familie des Ortspolizisten involviert ist. Es war durchaus amüsant zu lesen, jedoch ist es einfach nicht mein Stil, wofür der Autor natürlich nichts kann.

 

Philipp Winkler – Hool

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Inhalt:

Jeder Mensch hat zwei Familien. Die, in die er hineingeboren wird, und die, für die er sich entscheidet. „HOOL“ ist die Geschichte von Heiko Kolbe und seinen Blutsbrüdern, den Hooligans. Philipp Winkler erzählt vom großen Herzen eines harten Jungen, von einem, der sich durchboxt, um das zu schützen, was ihm heilig ist: Seine Jungs, die besten Jahre, ihr Vermächtnis.
Winkler hat einen Sound, der unter die Haut geht. Mit „HOOL“ stellt er sich in eine große Literaturtradition: Denen eine Sprache zu geben, die keine haben. Einen so knallharten, tieftraurigen und todkomischen Debütroman hat es seit Clemens Meyers „Als wir träumten“ in Deutschland nicht mehr gegeben.

Mein Eindruck:

Das Buch hat mich irgendwie bewegt. Es war einfach traurig, mitanzusehen, wie das Leben des Protagonisten schon von Kindesbeinen an in die falsche Richtung und somit auf die schiefe Bahn gerät. Ein Absprung wäre möglich gewesen, wie es seine Schwester zeigt, die ein komplett gegenteiliges Leben führt. Auch später noch, als sämtliche Freunde aus dem „Hooligan-Geschäft“ aussteigen, schafft es Heiko nicht, es ihnen gleich zu tun, vielmehr deutet er es als persönlichen Angriff, immer mehr Konstanten seines Lebens brechen weg und er scheint immer verlorener. Das Buch ist erschütternd mitreisend und stimmte mich traurig, da es einen Einblick in das Denken der krassen Schlägertypen gewährt, was faszinierend und erschreckend zugleich ist.

 

Sebastian Schüller – Putzboy

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Inhalt:

Max ist 26, hat gerade sein Bachelorstudium in Betriebswirtschaftslehre beendet und befindet sich in akuter Geldnot. Seine Ersparnisse sind, insbesondere durch eine kurze aber teure Liaison zu einem angesagten Mädchen, aufgebraucht und BAföG gibt es nun auch keins mehr. Um seine Finanzmisere zu lösen und den bevorstehenden Master finanzieren zu können, heuert Max nach kurzer Jobsuche als Putzkraft bei der Online-Vermittlungsplattform „Hopper“ an.

Mein Eindruck:

Das Buch hat Potential. Ich mag solche Berichte, die direkt aus dem Leben kommen und mit einer guten Portion Wortwitz gewürzt sind. Die Erfahrungsberichte über die verschiedenen Menschenarten kommen dem Leser bekannt vor und lassen ihn lächeln. Besonders gelungen finde ich den Abschluss des Buches mit Fazit und Tipps. Man hat das relativ dünne Buch schnell durchgelesen, hätte es hier und da vielleicht noch etwas ausschmücken, bzw. die Kapitel miteinander zu einer Geschichte verknüpfen können, aber ich war auch so beim Lesen gut unterhalten.

 

Lisa Genova – Still Alive: Mein Leben ohne Gestern

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Inhalt:

Alice ist zufrieden mit sich und ihrem Leben. Sie ist glücklich verheiratet, ihre drei Kinder sind bereits aus dem Gröbsten raus, und auch beruflich hat sie ihren Traum verwirklichen können. Als Professorin für kognitive Psychologie ist sie eine anerkannte Größe in Harvard. Doch plötzlich beginnt sie, die immer so zuverlässig war, Termine zu vergessen, sie verlegt ihre Sachen, und beim Joggen weiß sie auf einmal nicht mehr, wie sie nach Hause kommt. Obwohl sie nur wenige Blocks weit gelaufen ist. Ein beängstigender Verdacht schleicht sich in ihr Leben: Ein Hirntumor? Alice rechnet mit dem Schlimmsten. Als sie erfährt, dass sie an einer frühzeitigen Form von Alzheimer leidet, kann sie es zunächst gar nicht glauben. Sie ist doch erst fünfzig! Machtlos muss sie dabei zusehen, wie ihre Erinnerungen ihr mehr und mehr entgleiten…
Eine ergreifende Geschichte einer Frau in den besten Jahren, die ihr eigenes und wohl vertrautes Leben schwinden sieht. „Mein Leben ohne Gestern“ ist ein schmerzliches Porträt und ein Buch, das Sie nicht vergessen werden. Lisa Genova zeigt uns: Wenn die Gedächtnisleistung nachlässt, bleiben immer noch die Gefühle.

Mein Eindruck:

Ich hatte mich vorab noch nie wirklich intensiv mit Alzheimer beschäftigt – umso mehr hat mich das Buch betroffen gemacht. Auch Tage nach Beenden der Geschichte spukt mir diese immer noch im Kopf umher. Wie furchtbar, wenn man auf diese Art und Weise die Kontrolle über sein Leben verliert. Das Buch ist sehr detailliert und einfühlsam geschrieben, man verfolgt den Alltag der Protagonistin vom Erfahren der Diagnose bis hin zum vollständigen Ausbruch. Gerade die Phase dazwischen hat mich sehr mitgenommen, wenn man langsam die Kontrolle verliert, jedoch noch merkt, was da mit einem passiert, man aber nichts dagegen tun kann. Furchtbar. Einfach furchtbar, sowohl für Betroffene als auch für die Angehörigen.

 

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