Samstagabend, Zeit einfach mal ins Kino zu gehen. Gesagt – getan – gestaunt. Damit wir noch gute Plätze bekommen, wollte ich die Karten online bestellen und kaufen. Als ich dann angezeigt bekam, dass dieser „Service“ 10 % mehr kostet, habe ich das Vorhaben sofort abgebrochen. 2,10 Euro mehr bezahlen, dafür dass ich dem Kinopersonal erspare mir Karten zu verkaufen und sie diese nichtmal ausdrucken müssen? Macht für mich absolut keinen Sinn und ist auch nicht zu rechtfertigen, sowas unterstütze ich nicht.
Also kaufen wir unsere Karten direkt an der Kinokasse, was mit 21 Euro für 2 Personen schon ein stolzes Sümmchen ist. Da wir verpasst haben, vorab nochmal bei einer Bank vorbei zu schauen, bleiben uns noch 6,50 € Bargeld. Wir wollen beide ein Bier kaufen und hoffen, dass das Geld noch reicht. Beim Anstellen an die Theke gibt es keine Chance von weitem die Preise zu erkennen, ausgelobt sind nur Kombi-„Angebote“ für die man einen Kredit aufnehmen müsste. So halten wir kurz das Gechäft auf, als wir an der Reihe sind und ein 0,5 Liter-Bier für 4,50 € entdecken. Ähm, ok. Dann ein Bier und eine kleine Cola? Nee, geht nicht, die kleine Cola kostet nämlich 4,29 €. An Knabbereien denken wir nichtmal. Meine gewünschte Auswahl ist ausgerechnet ausverkauft, weshalb die Bestellung noch ein kleines bisschen länger dauert. Ich schicke Dankesgebete gen Himmel, dass ich kein Familienvater bin, der mit Frau und drei Kindern eine Vorstellung besucht. Vermutlich würde ich für das Geld lieber ein Wochenende ins Grüne fahren.
Im Kinosessel angekommen, der mehr als durchgesessen ist und wir aus hygienischen Gründen insgeheim froh um die Dunkelheit sind, teilen wir unseren halben Liter Bier. Nachdem der Vorhang sich öffnet, müssen wir nun erstmal 15 Minuten Werbung über uns ergehen lassen, bevor die halbe Stunde Filmvorschau beginnt. „Gleich kommt der Eisverkäufer, der schlimmste Job des Kinos!“, dachte ich. Das bekannte „Will noch jemand ein Eis?“ bleibt jedoch aus. Die Stelle wird nun entweder eingesparrt oder niemand findet sich mehr freiwillig. Zwischenzeitlich wurde auf diese Weise sogar Bier verkauft – was ich gar nicht so schlecht fand.
Der Film läuft und das seit circa 5 Minuten. Die ersten Damen verschwinden auf den Weg Richtung Toilette. Alle fünf Minuten meldet sich die Blase bei weiteren Filmguckern oder es erscheinen tatsächlich noch neue Kinogäste (auch nach zwanzig Minuten noch). Wobei ich mich doch wirklich frage, weshalb ich mir überteuerte Kinotickets kaufe, um dann den halben Film zu verpassen. Hin und wieder springt auch jemand nach draußen um ein paar Minuten später und eine Menge Geld weniger mit neuen Snacks wieder aufzutauchen. Meine Güte, so schlimm kann der Geldnotstand noch nicht sein oder wurde da etwa im Lotto gewonnen?
Als endlich ein wenig Ruhe eingekehrt ist (ungefähr nach der Hälfte des Filmes), fällt mir ein Lichtschein von der Frau neben mir ins Auge. Diese sitzt da ganz ruhig und spielt an ihrem Handy rum. Vermutlich versteht sie die Handlung nicht und googelt nach Interpretationen.
Doch, wirklich schön so ein entspannter Ausflug ins Kino.
(Der Film war übrigens wirklich gut und hat gerade sogar einen Oscar abgeräumt – die Rede ist von „Spotlight“. Ob die Menschen wohl aufmerksamer gewesen wären, hätten sie schon gewusst, dass der Film prämiert wird? Oder ist unsere Generation vielleicht gar nicht mehr fähig über einen längeren Zeitraum ruhig und aufmerksam auf dem Allerwertesten zu sitzen?)
Sehr realistische Worte und dein letzter Satz gibt mir zu denken. Zum Glück bin ich ein Dino aus einer Zeit in der es noch Bücher und silberne Scheiben gab anstatt Streamingdiensten.
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